Dachdeckungen auf Mallorca bestehen üblicherweise aus sogenannten „tejas árabes“, gewölbten, leicht trapezförmigen unglasierten Dachziegeln, wie sie auch heute noch meist kleinere Ziegeleien hauptsächlich von Hand bzw. nur von wenigen, einfachen Maschinen unterstützt herstellen.

Die Ziegelei von Francisco Soler ist eine von ihnen, eine der letzten beiden von ehemals ca. neun Betrieben in Felanitx und die einzige der kleinen, die es bis ins 21. Jahrhundert geschafft hat.

Flache Gebäude in offener Bauweise gruppieren sich um mehrere Höfe, in denen die unter freiem Himmel gelagerten Produkte das Angebot der Ziegelei zeigen. Unter einem weiten Vordach lagert die Tonerde, die bis vor einigen Jahren noch wie üblich aus einem benachbarten Grundstück gewonnen wurde. Heutzutage kommt die qualitativ hochwertige, rötliche Tonerde aus Marratxi. In den Werkschuppen wird sie portionsweise von oben in die haushohe Mühle geschüttet und dann in mehreren Gängen zerkleinert und gesiebt. Feiner Tonstaub rutsch anschliessend in eine tiefe steinerne Mulde, in der er früher von Hand mit Wasser vermischt und geknetet wurde. Heute übernimmt das eine elektrisch betriebene Maschine, die einen Kolben mit grossen Haken durch das Gemisch treibt, bis die Masse homogen ist und keine Luftblasen mehr enthält.

Karrenweise gelangt der Ton nun in die Fertigungshalle und wird von Hand in die Pressmaschine gefüllt.

Rythmischer Tanz um die Pressmaschine…

Wir betreten einen weitläufigen Raum unter niedrigen Dächern, deren einfache Lattenkonstruktionen mit den tejas arabés gedeckt sind, die hier hergestellt werden. Der Wind pfeift zwischen den Stützen hindurch, an manchen Stellen sind Teile der einfachen Dacheindeckung ausgespart und mit Kunststoffplatten gefüllt, die schon lange nur noch spärliches Licht hindurch lassen. Im Dämmerlicht taucht am Ende der Halle die Strangpresse auf. Zwei Männer in lehmstaubfarbenen Overalls bedienen das Ungetüm, bewegen sich in gleichmässigem Rythmus zum Befüllen der Form und Schneiden der Ziegel, hier gibt es kaum Automation.

Es riecht nach Ton und Öl.

Fettig glänzend schiebt sich die gräuliche Masse aus der Presse, am Ende der kurzen Laufbahn durchtrennt ein Draht sie in gleichmässigen Abständen. Fertig ist der Ziegel. Oder die teja, je nach der Pressform, die in der Maschine liegt.

Von Hand werden sie auf mannshohe Gestelle gelegt, auf denen die Werkstücke je nach Materialstärke (vor allem im Winter) bis zu zwei Monate trocknen.

Langwieriger Trocknungsprozess

In der weiten Halle reihen sich die Trockengestelle aneinander und bilden ein Labyrinth aus löchrigen Wänden, wechselnde Muster zeigend aus Hochlochsteinen, den flachen Bögen der liegenden tejas, aus gestapelten Wassertrichtern und ineinander geschobenen Dachrinnen.

Am Ende schimmert Metallisches. Eine gut zwanzig Meter lange Flachtrockenbahn mit Stahlblechabdeckungen, in der die heutige Wochenproduktion seinerzeit in nur wenigen Stunden trocknete, hält dauerhaften Winterschlaf. Die Nachfrage nach Ziegelprodukten ist mit dem Rückgang der Bautätigkeit seit dem Ende der 90er Jahre drastisch zurückgegangen, die mit teurem Gas betriebene Anlage ist seit langem stillgelegt. Jetzt trocknen die Brennteile wie eh und je in den offenen Hallen durch den mehr oder weniger trockenen natürlichen Luftstrom.

Wenn die Formteile keine Feuchtigkeit mehr enthalten, bringt eine wendige Zugmaschine sie auf ihren Trockengestellen zu den Öfen, die seitlich an die Halle angebaut sind. Die ca. 3 mal 4 m grossen Ziegel-Kammern mit Tonnengewölbe und gitterförmigem Ziegel-Boden werden von Hand bestückt, wobei nur minimale Zwischenräume zwischen den Teilen bleiben.

Die Tür besteht aus einem mit starken Schamottesteinen verstärkten Metallrahmen, den ein spezieller Transporter millimetergenau an seinen Platz schiebt. Im Untergeschoss unter den Brennkammern erzeugt ein Holzfeuer, heute mit Mandelschalen betrieben, eine Temperatur um die 1000°, die über 36 bis 38 Stunden gehalten wird. Nach dem langsamen Abkühlen über mehrere Stunden lagern dann die fertigen Teile in einer weiteren offenen Halle bis zum Transport zum Auftraggeber.

Francisco Soler erzählt bereitwillig von gestern und heute und der Hoffnung auf einen Aufschwung der Bautätigkeit, die auch ihm wieder vollere Auftragsbücher beschert. Zur Zeit stehen die Bestellungen für den aktuellen Brand auf einer kleinen, abgewetzten Schiefertafel neben der zum Materiallager umfunktionierten dritten Brennkammer…

Alle Fotos: Angelika Hermichen